22. April 2015
Als Hauptursache der seit Anfang 2007 schwelenden und derzeit noch immer - in Europa inzwischen vor allem als Staatsschuldenkrise - andauernden weltweiten Finanzkrise gilt die sogenannten Subprime-Krise der amerikanischen Hypothekenbanken, die zum Platzen der Immobilienblase in den USA führte und schließlich auf Investment-Banken übergriff.
Subprimes
Subprime-Anleihen bestehen aus tausenden von Hypothekendarlehen (amerikanischer) Immobilienkäufer mit geringer (und oft genug praktisch ohne) Bonität, die z.T. von regelrechten Drückerkolonnen von Finanzberatern eingeworben und von Anlagedesignern zum Zwecke der Risiko-Minimierung (und wohl auch der Absatzförderung) zu undurchschaubaren Bündeln von Anleihen zusammengeschnürt wurden. Zahlungsausfälle einiger weniger Schuldner schmälern dann zwar die Rendite des Emittenten, führen aber nicht dazu, dass die Papiere insgesamt notleidend werden.
Rating-Agenturen attestierten den drittklassigen (=> sub-prime) Anleihen erstklassige Bonität und Investmentbanken boten die Papiere weltweit als werthaltige Zertifikate an den Finanzmärkten an. Viele Geldinstitute, nicht zuletzt etliche deutsche, griffen ebenso beherzt wie begierig zu. Und so manch ein Kleinanleger fand sie später als fleischlose Gerippe eines 'bombensicheren, praktisch fest verzinslichen Wertpapiers' in seinem Depot wieder.
Beginn der Krise
Denn als die anfänglich niedrigen Kreditzinsen anstiegen, wurden bis zu 28% und mehr der Darlehen nicht mehr bedient. Die 'Subprimes' wurden zu 'Ninjas' (no income, no job, no assets) und die Immobilienblase platzte. Immer mehr Häuser mussten zu immer geringeren Preisen verkauft werden, der Wert der Immobilien sank ins Bodenlose und das Unheil nahm seinen Lauf. Ende 2006 fand der jahrelange amerikanische Immobilienboom ein Ende. Die Party war vorbei.
2007 gingen die ersten Hypothekenbanken in Konkurs, Anfang 2008 übernahm J. P. Morgan mit staatlicher Unterstützung die schwer angeschlagene, traditionsreiche Investmentbank Bear Sterns. Die beiden größten US-Hypothekenbanken Fanny Mae und Freddy Mac wurden im Sommer 2008 mit gewaltigen Summen gerettet und verstaatlicht. Schließlich gerieten auch der (Kredit-) Versicherer American International Group (AIG) und die Investmentbank Lehman Brothers in Schwierigkeiten.
Die Pleite der Lehman Brothers Bank
Als die Übernahme der angeschlagenen Lehman Brothers Bank durch die britische Barclays-Bank scheiterte, war der damalige US-Finanzminister Henry Poulson nicht bereit, weitere Steuergelder zur Bankenrettung aufzubringen. Die Insolvenz einer der größten amerikanischen Investment-Banken im September 2008 wurde dann zum Fanal und endgültigen Auslöser der weltweiten Finanzkrise.
Die Pleite der Lehman Bank, die von dem als 'harter Hund' berühmt-berüchtigten Richard Fuld als CEO geleitet wurde, ist der größte Unternehmensbankrott in der Geschichte. Lehman fallen zu lassen, gilt heute vielen als Jahrhundertfehler. Denn nun wurde es richtig teuer.
Systematischer Irrsinn - Die wahren Ursachen der Finanzkrise
Die deutsche Realwirtschaft überstand die Finanzkrise bislang erstaunlich gut. Arbeitsmarktpolitische Instrumente wie Kurzarbeit halfen dabei.
Anders sieht es im Bankensektor aus. Staatliche Hypotheken- und Landesbanken wie die WestLB, LBBW, BayernLB, SachsenLB oder die HSH Nordbank mussten mit hohen Summen gerettet werden, private Institute wie die IKB Bank, die Commerzbank oder die Hypo Real Estate Bank (HRE) wurden massiv gestützt bzw. zeitweilig oder dauerhaft verstaatlicht. Mindestens 74 Mrd EUR wandte die Bundesrepublik (Stand 2013) zur Bankenrettung auf. Darüber hinaus schlummern nach wie vor gewaltige Risiken in 'Bad Banks', in welche vergiftete Papiere ausgelagert wurden.
Stupid Germans in London City
'Stupid Germans' nannte man die institutionellen deutschen Großanleger in der London City, die oft genug als Letzte einstiegen, nachdem die anderen Gäste die Party längst verlassen hatten. Das tatsächliche Ausmaß der Schäden wird sich wohl erst in den kommenden Jahren offenbaren, wenn es bei Endfälligkeit der Papiere das große Erwachen gibt.
Darüber hinaus ließen sich etliche leichtgläubige Stadtkämmerer von Finanzberatern zu riskanten Bankgeschäften und spekulativen Zinswetten überreden und mussten und müssen im Zuge der Finanzkrise hohe Verluste abschreiben, die bis heute die Stadtsäckel belasten und die öffentlichen Investitionen und Leistungen schmälern.
Neoliberale Deregulierung
Einer der Gründe, warum es überhaupt zur Finanzkrise kommen konnte, war die Deregulierung der Bankgeschäfte. Angelsächsische Neoliberale, Reaganomics in New York und radikale Thatcheristen in der London City entfesselten in den 1980-er Jahren die ungeheuren Kräfte der Märkte und des Kapitals, ohne für geeignete Kontrollmechanismen zu sorgen. Zertifikate, Derivate und andere phantasievolle Anlageinstrumente und -möglichkeiten wurden von kreativen Bankern ersonnen, Gewinne und Boni explodierten, die reale Wirtschaft, Industrieproduktion und Arbeit wurden zur Nebensache. Das Casino war eröffnet und es kam mächtig Stimmung auf.
Ab den 1990-er Jahren war dann auch Deutschland mit von der Partie und die manchen ein bisschen langweilig erscheinende Zeit der betulich, aber solide vor sich hin wirtschaftenden sogenannten Deutschland AG vorüber. Insbesondere auch öffentlich-rechtliche Banken und Landesbanken stürzten sich in Geschäfte, von denen sie wenig bis nichts verstanden, als gäbe es kein morgen mehr. Die Risiken und Verluste, die inzwischen der Steuerzahler trägt, schlummern tief verborgen in den Bilanzen und werden uns noch Jahrzehnte beschäftigen - falls das System wider Erwarten tatsächlich solange Bestand haben sollte...
Meiner Ansicht nach trägt aber der ungebrochene Wachstumsglaube - besser gesagt das Streben nach ewigem und grenzenlosem Wachstum - sowie das damit in Zusammenhang stehende, nämlich ein derartiges Wachstum erfordernde Zins- und Zinseszins- System mindestens ebenso und in noch grundsätzlicherer Weise dazu bei, dass ein Zusammenbruch des bestehenden Geld-, Finanz- und Wirtschaftssystems alle paar Jahrzehnte - in der Regel alle 70 bis 80 Jahre - unvermeidlich ist. Denn wir haben längst die Grenzen des Wachstums erreicht und vermutlich bereits überschritten. Nur ein rasches und konsequentes Umdenken kann die nächste Katastrophe noch verhindern.
Links
Die Subprime- Krise in den USA (bpb)
Finanzkrise ab 2007 (Wikipedia)
Finanzkrise (boerse-express.com)
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(Auf die Auswahl der Beiträge habe ich keinen Einfluss)
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