2016-04-13 - Gastbeitrag von Julia Szarvasy
Der morgendliche Nachrichtenkonsum birgt bei mir stets die Gefahr der "Vormittagsdepression". Der manischen Vormittagsdepression wohlgemerkt, denn leidenschaftliche Wut und traurige Resignation wechseln sich hierbei zuverlässig ab. Der Grundmodus bleibt aber konstant: Frustration.
Weshalb? Weil die Welt einfach... VERRÜCKT geworden ist! Nein, die arme Welt kann gar nichts dafür. Ich bin frustriert, weil "der Mensch" verrückt geworden ist bzw. schon immer war.
Wohin man auch liest und hört: In den meisten Medien und Netzwerken dominiert die Debatte zur Migrationskrise. Hier wird die AfD angefeindet, dort über Sezession diskutiert, es spalten sich die Köpfe bei Begriffen wie "Nationalismus" und "Volksbewegung", man streitet über Grenzschließungen, Parteienverbote etc...
Mich tangiert diese Debatte auch, aber seit ihrem Entstehen stimmt mich noch etwas anderes zunehmend nachdenklich: Die Migrationswelle (ich weigere mich, sie "Flüchtlingsstrom" zu nennen) ist nach meinem Verständnis nichts weiter als die seichte Vorhut dessen, was uns in den nächsten Jahrzehnten erwarten wird. Nicht nur Kriege und Verfolgung, Armut, Elend oder soziale Not werden die Menschen der Zukunft aus ihren Heimaten vertreiben: Naturwissenschaftler und Ökonomen sind sich weitgehend darin einig, dass uns (den Westen) in nicht allzu ferner Zukunft Migrationsströme dramatischen Ausmaßes erwarten.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand und sind seit vielen Jahrzehnten einem breiten Publikum bekannt: Seit der industriellen Revolution und im Zuge der fortschreitenden Globalisierung hat sich die Weltbevölkerung vervielfacht. Ihr Wachstum folgt seitdem einer Exponentialfunktion. Die Ressourcen der Erde aber sind nach wie vor endlich. Und sie nehmen ab.
Neben dem Sterben der Ozeane, der Desertifikation in weiten Teilen der Welt, der fortschreitenden Abholzung der Regenwälder, der Vergiftung von Wasser, Böden und Atmosphäre, wird das Schmelzen der antarktischen Polkappen (was bereits eingesetzt hat) in den nächsten Jahrzehnten den Meeresspiegel um über 40 Meter anheben und massiven "Landraub" betreiben. Am Ende dieses Jahrhunderts werden allerdings 2 Drittel der Weltbevölkerung in den küstennahen Gebieten der Erde leben. Das Szenario, welches sich zwangsläufig ergeben muss, wenn der antarktische Eisschild zur Gänze schmilz, liegt auf der Hand. Forscher warnen davor eindringlichst... übrigens nicht erst seit gestern. Die Konsequenz all dessen: Es werden sich mit traumwandlerischer Sicherheit Bevölkerungsströme in Bewegung setzen, die in der Menschheitsgeschichte nach ihresgleichen suchen.
Bevölkerungsexplosion, Umweltzerstörung, zu befürchtender Wegfall der Ozeane als Ausgangspunkt der Nahrungskette, zu erwartender dramatischer Anstieg der Meeresspiegel, Wüstenbildung und -ausbreitung; kurzum alle demografischen und ökologischen Probleme, die uns als Spezies bedrohen und künftig in apokalyptischen Maße bedrohen werden, würden verlangen, dass sich alle klugen Köpfe der Welt, samt Regierungen SOFORT zusammentun, um zu beratschlagen, was in Anbetracht der zu erwartenden Szenarien zu tun wäre und vor allem danach zu HANDELN (anstatt hirnverbrannten Unsinn wie TTIP oder Kriegseinsätze zu rechtfertigen)!
Ein Meteorit könnte nicht gefährlicher für die Welt sein, als das, was unsere Kindeskinder aufgrund menschlichen Versagens erwartet.
Man stelle sich vor, die aktuelle Migrationskrise bedrohe tatsächlich unsere Werte, unsere gesellschaftliche Stabilität, unsere Kultur... das kann vielleicht in den Augen vieler Menschen so sein, aber ich vermute, dass das noch gar nichts ist! Es WIRD erst haarig werden, wenn sich die Weltöffentlichkeit nicht schleunigst den wirklichen Menschheitsproblemen zuwendet. Flüchtlinge wird es zukünftig auch ganz ohne amerikanische "Friedenspolitik" geben...
Ich bin nicht sehr zuversichtlich, dass wir eines Tages anfangen werden, als Spezies zu denken, um den Worst Case zu vermeiden. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und vielleicht hat ja jemand hier eine Idee, wie man Regierungen dazu bringen könnte, frei von Korruption und Eigennutz, zukunftsorientiert und altruistisch im Interesse aller Lebewesen zu handeln. Ich bin dann die erste, die eine Flasche Rotwein und Gesprächsstoff zu dieser Debatte beitragen wird ;)
Heute ist meine Tochter 5 Jahre alt geworden. In 20 Jahren möchte sie vielleicht selber Mama werden und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass ich ihr diesen Gedanken nie werde ausreden müssen.
Geringfügig redaktionell bearbeitet. - Gastbeiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.
Heinrich IX.
2016-04-13, 20:11:15
Ok, super Artikel. Und hübsch formuliert. Kennt man hier ja sonst gar nicht... ;)
Nur: Altruistisch sind wir ja eigentlich schon zur Genüge, nach meinem Empfinden. Jedenfalls wir Deutschen. Gibt es nicht vielleicht sonst noch was, was wir tun könnten, oder zur Abwechslung auch mal ganz was anderes ???
;)
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