2016-04-24
In diesen Tagen ist aus gegebenem Anlass die 'Fremdenfurcht', zumal die Frage, ob sie angeboren, also in den Genen verankert ist oder nicht, ein heftig und kontrovers diskutiertes Thema. Ebenso sind die Steigerungen und Perversionen dieses Instinktes wie Fremdenangst, Fremdenfeindlichkeit, Fremdenhass und Rassismus ein ganz heißes Eisen - und doch in aller Munde. Chapeau! ;)
Oft wird ja vergessen, dass 'Neugier', also das Selbstvertrauen, der Mut, auf Fremdes zuzugehen, und 'Fremdenfurcht', also die Vorsicht, das auf Instinkt, Vernunft und Erfahrunge gegründete Misstrauen, Unvertrautem gegenüber zunächst einen gewissen Abstand zu wahren, zusammen gehören, eine Einheit bilden. Das Gesamtpaket könnte man als 'Distanz- Instinkt' bezeichnen.
Bevor wir zur Fremdenfurcht kommen, zunächst einmal ein Blick auf die Trieb- oder Instinktkonzepte, wie sie in der Ethologie und übrigens auch in der Psychoanalyse üblicherweise konstruiert sind und verwendet werden: Diese Konzepte arbeiten in der Regel mit der Dualität antagonistischer wie komplementärer Gegenspielerpaare, die einander zugleich ergänzen wie entgegenwirken und damit begrenzen. Vergleichbar zum Sexualtrieb, dem ein Todestrieb gegenüber gestellt wird oder der - in moderneren Theorien - zwar von Beginn an in seiner Einheit dargestellt, jedoch zu Forschungs- und Analysezwecken in seine aggressiven und rezeptiven (empfangenden), gebenden und nehmenden, egoistischen und altruistischen oder ganz wertfrei aktiven und passiven Komponenten zerlegt wird, kennt die Ethologie auch einen Antagonisten zur Fremdenfurcht, nämlich die Neugier, die im Appetenzverhalten, einer Art ungerichtetem Suchen und Herantasten an Unbekanntes, zum Ausdruck kommt.
Fremdenfurcht und Neugier stellen also in Wirklichkeit eine Einheit dar, quasi einen einzigen Instinkt. Nur wenn man das Gesamtpaket betrachtet, das Zusammenwirken beider komplementärer wie antagonistischer Komponenten, der Neugier und der Fremdenfurcht, erhält man das vollständige Bild, und nur wenn die Einzelantriebe sich in einer der jeweiligen Situation angepassten, ausgewogenen Balance zueinander befinden, funktioniert das Zusammenspiel. Dieses ist letztlich für die Distanz zuständig, die man zu einem Gegenüber einhält, ob man einander um den Hals fällt oder an die Kehle geht, angreift oder flüchtet, sich annähert oder zurückzieht und in welcher Dosierung man dies tut. Man könnte diesem Gesamtpaket daher etwa den Namen 'Distanzinstinkt' geben. Das Wissen um das notwendige Zusammenwirken der Komplementäre Neugier und Fremdenfurcht sollte man bei den folgenden Ausführungen unbedingt im Hinterkopf behalten.
Natürlich kommt es auch zu Perversionen im Neugier- Fremdenfurcht- Kontext. Dem im Prinzip äußerst nützlichen und sinnvollen Instinktpaar von Neugier und Fremdenfurcht ergeht es da nicht anders als dem Sexualtrieb, der in seinen extremeren Formen auch eine Menge mit Perversionen zu tun hat - Sadismus und Vergewaltigung auf der einen und Masochismus und Gefühllosigkeit auf der anderen Seite. Der Geschlechtstrieb hat jedoch nachweisbar und anerkanntermaßen so viel produktives, nützliches und bisweilen sogar höchst Erfreuliches zu bieten, im günstigsten Falle für alle Beteiligten, dass nur einige wenige ihn gänzlich abschaffen wollen. Ganz im Gegensatz zur Fremdenfurcht. Da gibt es viele, die sie ausschließlich für nutzlos und gefährlich halten und daher eliminieren wollen, weil sie nicht erkennen, dass Fremdenfurcht nur die Kehrseite der Neugier ist. Ohne Fremdenfurcht wird uns unsere Neugier jedoch rasch zugrunde richten, wie einige Individuen es schon am eigenen Leibe erlebt haben und wie es unserer Gesellschaft insgesamt dieser Tage droht. Im folgenden Abschnitt werden wir dies etwas genauer betrachten.
Der Kardinalfehler, der bei der Beurteilung des Komplexes der 'angeborenen Fremdenfurcht' von Kritikern der Thesen der Humanethologie bzw. Vergleichenden Verhaltensforschung häufig begangen wird, oft genug wohl durchaus böswillig und aus gewissen Interessen heraus, besteht zunächst einmal also in der Missachtung dieses Triebkonzeptes. Das führt dann dazu, dass Fremdenfurcht von ihrem Komplementär, der Neugier, mutwillig abgespalten und isoliert wird und dann im zweiten Schritt als lediglich ansozialisiert erklärt (im Gegensatz zur Neugier!!!) und damit zur Disposition gestellt, im dritten Schritt vornehmlich auf Äußerlichkeiten bezogen oder gar reduziert und im vierten Schritt schließlich zur bloßen Vorstufe oder gar Ursache von Rassismus und Nationalismus degradiert wird. Ganz interessant in diesem Zusammenhang könnte der Umstand sein, dass es auf Wikipedia nicht einmal einen eigenen Eintrag zum Begriff 'Fremdenfurcht' gibt. Man wird sogleich zum Begriff 'Fremdenfeindlichkeit' weitergeleitet. Es mag durchaus auch einige schlampige, ungenaue, fragwürdige oder schlicht falsche Äußerungen von Ethologen geben, die in diese Richtung interpretiert werden können.
In der Tat kann isolierte und sodann irrational gesteigerte, also pervertierte Fremdenfurcht, zu Fremdenangst und später über Fremdenfeindlichkeit, Fremdenhass zu Rassismus und Nationalismus führen. Der Grund hierfür ist aber nicht die Fremdenfurcht als solche, sondern das mangelhafte oder gänzlich fehlende Korrektiv ihres Komplementärs, der Neugier, zumindest aber ein aus der Balance geratenes Verhältnis von Neugier und Fremdenfurcht. Das kann individuelle Ursachen haben - etwa der grundlegende Mangel an Urvertrauen - oder gesellschaftliche wie der Zerfall von Kultur und Sitten, Ressourcenkonflikte oder Krieg und Bürgerkrieg. Oder beides. Ohnehin führt das eine u. U. zum anderen.
Neugier und Fremdenfurcht arbeiten dann nicht mehr richtig und Extremfalle gar nicht mehr zusammen, sondern agieren isoliert voneinander. Da in so einem Falle der eine Instinkt nicht mehr vom anderen gezügelt wird, wuchert ein jeder dieser Antriebe wie eine Krebszelle vor sich hin, 'entartet' oftmals regelrecht zu überdimensionierter Größe. Es ist ja kein Zufall, dass die Perversionen ungezügelter Neugier und irrationalen, übertriebenen (Selbst- oder Fremden-) Vertrauens, die es ja ebenfalls gibt und die über Kühnheit, Tollkühnheit (-> überschwängliche Willkommenskultur... ;) schließlich zu Narzissmus und Größenwahn führen, oft Hand in Hand mit (Selbst-) Hass und Rassismus gehen. Der Hass und die Menschenverachtung von rechten Rassisten findet seine Entsprechung im Hass und der Menschenverachtung der Antideutschen und extremer Vertreter in Politik oder AntiFa. Stets steht dabei die grenzenlose Aufwerung des einen der grenzenlosen Abwertung des anderen gegenüber. Ein gutes Beispiel für ein außer Kontrolle geratenes, voneinander isoliertes Fremdenfurcht- Neugier- Instinktpaar ist Adolf Hitler. Der kritiklosen, entgrenzten Verehrung allen Arisch- Germanischen stand die grenzenlose Verachtung des Semitisch- Jüdischen gegenüber. In seinem politischen Tun war er ebenso rassistisch wie größenwahnsinnig (-> Judenvernichtung, Russlandfeldzug etc.). Man könnte aber wohl auch noch einige andere Persönlichkeiten hier anführen, historische wie zeitgenössische...
Äußerlichkeiten spielen also bei der angeborenen Fremdenfurcht eine Rolle oder auch nicht - darüber kann man trefflich streiten. Sowohl unter Ethologen als auch interdisziplinär. Ganz gewiss jedoch spielen Äußerlichkeiten bei der sozial modellierten und moderierten Fremdenfurcht und natürlich Fremdenhass etc. eine erhebliche Rolle.
Ursprünglich und im Kern haben Neugier und Fremdenfurcht jedoch mit dem Vertrauten bzw. Fremden an sich und schlechthin zu tun sowie dem Streben danach, die jeweils angemessene Distanz zu Bekanntem und Unbekanntem, Gewohntem und Ungewohntem, Vertrautem und Unvertrautem herzustellen. Mit etwas vertraut sein oder nicht, vertraut werden oder nicht, darum geht es.
Erst aus einem sicheren und vertrauten Umfeld heraus, welches einem von den ersten Bezugspersonen des Lebens bereitgestellt wird oder nicht, Urvertrauen konstituiert oder keines, kann sich der Mut entwickeln, sich dem Unvertrauten angemessen zu nähern, also mit Mut ebenso wie mit der gebotenen Vorsicht. Dieses erfordert Zeit, die man gemeinsam verbringt und Erfahrungen, die man miteinander macht und im günstigen Falle miteinander teilt. Erfahrungen fallen erfahrungsgemäß so oder so aus (;) und je nach dem wird man weiter aufeinander zugehen oder sich eher voneinander abwenden. Spätestens währenddessen gewöhnt man sich so oder so an Äußerlichkeiten, besetzt sie positiv oder negativ. Etliche farbige Kinder wachsen in weißen Familien mit weißen Adoptiveltern und -geschwistern auf und werden in einem günstigen Umfeld zu einem selbstverständlichen Teil der Familie. Insbesondere wenn sie schon sehr früh aufgenommen wurden. Auch umgekehrte Fälle, hellhäutige Kinder bei farbigen Familien, sind bekannt, etwa aus der Indianerliteratur.
Das Vertraute und Halbvertraute kann man aufgrund gemachter Erfahrungen einschätzen. Sind es gute Erfahrungen, die man gemacht hat, vermittelt das ein relatives Gefühl von Sicherheit, aus dem heraus sich Neugier und Interesse weiter entwickeln. Das Unvertraute hingegen kann man nicht einschätzen und daher begegnet man ihm zunächst mit natürlicher Zurückhaltung und Vorsicht, bis man damit begonnen hat, es sich vertraut zu machen.
Diese Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen Vertrautem und Unvertrautem und der Instinkt, damit entsprechend differenziert, angepasst und vor allem autonom umzugehen, im rechten Moment Nähe zu suchen oder Abstand zu halten, die Distanz also zu vergrößern oder zu verkleinern, ist überlebenswichtig und wird dem Menschen daher schon von der Natur als Basisausrüstung mit in die Wiege gelegt, das ist die eigentliche Kernaussage der Ethologen. Oder sollte sie jedenfalls nach meinem Verständnis sein ... ;)
Im erweiterten sozialen Bezugsrahmen wirken sich Neugier und Fremdenfurcht dergestalt aus, dass sie einen Unterschied machen zwischen all denen, die im engeren oder weiteren Sinne in die konkrete, persönliche, verantwortliche oder zuständig sich kümmernde Gemeinschaft eingebunden sind - und damit im Zweifel auch zur Rechenschaft gezogen werden können - und denjenigen, die nicht oder noch nicht dazu gehören. Das ist wie bei einem Badesee: Kenne ich ihn gut, springe ich mit Anlauf hinein, kenne ich ihn nicht, dann nähere ich mich ihm mit Vorsicht. Habe ich ihn dann kennengelernt, so differenziert sich entsprechend auch mein Verhalten aus.
Ist es nicht verständlich, umso mehr, wenn es um das eigene Kind, die eigene Frau oder nahe Angehörige geht, dass man diejenigen gerne ein wenig kennen und einschätzen können möchte, in deren Obhut man das Liebste und Wertvollste gibt, was man hat? Und ist es nicht naheliegend, dass die Natur dies von vorneherein einplant? Und überhaupt: Warum wohl besteht zum eigenen Kind ein ganz besonderes, viel innigeres Verhältnis als zu allen anderen Kindern dieser Welt, ob es einem nun gefällt oder nicht? Ich halte es jedenfalls für naheliegend, dass zumindest die Grundlagen für dieses besonders enge Verhältnis und andere Instinkte von der Natur angelegt sind. Und etliche Beobachtungen und Versuche an Mensch und Tier bestätigen dies.
Bei Tiergesellschaften können spezifische Gerüche, Töne oder eine Kulisse von Geräuschen Vertrautheit & Zugehörigkeit signalisieren. Beim Menschen - und übrigens auch bei Tieren, die in großen und unpersönlichen Verbünden leben wie etwa einige Fisch- und Vogelarten in Schwärmen oder Huftiere in Herden - muss Weiteres hinzu kommen, um in einer weitgehend anonymen Gesellschaft, in Herden und Schwärmen, die sich - das sollte man nicht vergessen - jedenfalls im Falle des Menschen ursprünglich aus sehr intim miteinander verkehrenden Familien und Horden (nicht Herden) herausgebildet haben, den Mangel an persönlicher Vertrautheit zu kompensieren.
In modernen menschlichen Massengesellschaften spielen daher ganz folgerichtig parallel zu den Hierarchien und Machtstrukturen Kultur sowie darin sinn- und gemeinschaftsstiftende Institutionen wie Sitten, Bräuche, Kulte, Religionen, Symbole etc. eine bedeutsame Rolle, um Gemeinschaft und das Gefühl von Zusammen- und Zugehörigkeit zu konstituieren. Nur so kann ein den Gegebenheiten angepasster, automatisierter, 'blinder' Vorschuss an Vertrauen auf unkomplizierte Weise zugestanden werden. Dem persönlich Fremden mit kulturellem 'Stallgeruch', über den man per Analogieschluss zumindest ein wenig zu wissen glaubt, wird tendenziell a priori eher vertraut werden als dem Fremden ohne 'Stallgeruch', über den man gar nichts weiß und den man daher überhaupt nicht einzuschätzen vermag. Lernt man einander besser kennen, individualisiert sich automatisch die Beziehung und man kommt zu differenzierteren Beurteilungen.
Das Vertrauen in die familiäre oder später die kulturelle Gemeinschaft kann funktionieren und funktioniert auch häufig - manchmal aber geht es auch schief. Das Böse lauert bekanntlich immer und überall...;). Die Frage ist nun: Klappt es mit Kulturfremden ebenso gut, besser oder weniger gut? Und warum bzw. warum nicht?
Vermutlich hängt das von vielen Faktoren ab. Zunächst einmal natürlich von ganz natürlichen ;): Handelt es sich um ein Mitglied der Familie? Vieles in der Geschichte und zeitloser menschlicher Erfahrung deutet darauf hin, dass das eine erhebliche Rolle spielt. Stichwort Mutterliebe. Und es macht Sinn: Nähe und Vertrautheit, aber auch Einstellungen, gegenseitige Erwartungen, Verantwortung und Verpflichtungen und damit nicht zuletzt Chancen auf verläßliche Zusammenarbeit sind hier am stärksten ausgeprägt, jedenfalls in intakten Familien.
Weiterhin hängt es von individuellen Faktoren ab: Man kann zunächst einmal davon ausgehen, dass ein 'guter' Mensch, also ein sozial verträglicher Mensch, ein 'guter Mensch' bleibt, egal welcher Kultur er entstammt, soweit diese Kultur intakt ist und solange die äußeren Umstände es zulassen. Denn auch die verschiedenen menschlichen Kulturen weisen natürlich eine Fülle an Gemeinsamkeiten auf, da sie alle sich an den biologischen Grundmustern der Menschen orientieren müssen, um sich überhaupt als Kultur entwickeln und behaupten zu können. Die großen Konflikte zwischen Kulturen entstehen ja nicht einfach so aus Jux und Dollerei, sondern in der Regel vornehmlich bei tatsächlicher oder angenommener Ressourcenknappheit, die zu Störungen in bis hin zum Zusammenbruch von Kulturen führen. Die Konflikte zwischen Milieus hingegen entstehen zum einen aufgrund von Rivalitäten etwa aufgrund ungerechter oder ungerecht empfundener Ressourcenverteilung und zum anderen bei kultureller Erosion.
Betrachtet sich der Mensch, in dessen Verfügungsbereich ich mein Kind, meine Frau gebe, überhaupt als Teil der Gemeinschaft und ist er wirklich einer? Begegnet er mir, meiner Frau, meinem Kind mit Respekt, sieht er uns als Menschen, denen gegenüber bzw. für die er soziale Verantwortung trägt, gesellschaftliche Verpflichtungen zu erfüllen hat und will und denen er im Zweifel rechenschaftspflichtig ist?
So hängt es schließlich doch auch von gesellschaftlich- kulturellen Faktoren ab: Wie sehr sind Sitten, Bräuche und Gewohnheiten der Kulturen überhaupt miteinander kompatibel? Das hängt wiederum von geographischen, klimatischen, also umwelt- und umgebungsbedingten Faktoren und sodann von historischen Faktoren ab, auf denen die jeweiligen Kulturen gründen. Die orientalisch- arabische Kultur etwa ist vom Gegensatz des fruchtbaren Zweistromlandes auf der einen und kargen Wüstenregionen auf der anderen Seite geprägt, die ihrerseits zu sehr unterschiedlichen Ausprägungen, Subkulturen bis hin zu Kulturbrüchen führt, die mediterrane vom Mittelmeer und seinem milden Klima, die nordische von der Kälte und die norddeutsche vom Nebelwald. Ein jeder mag dies für sich weiter ausführen.
Eine die individuelle wie gesellschaftliche Ebene übergreifende und damit zumindest teilweise kulturelle Fragestellung ist schließlich die nach den gemeinsamen oder unterschiedlichen Interessen sowie natürlich nach den Ressourcen. Findet ein faires und ausgewogenes Geben und Nehmen statt? Gibt es überhaupt Interesse an und den Willen zu einem verträglichen und ausgewogenen Miteinander oder geht es eher darum, sich gegenüber dem anderen Vorteile zu verschaffen? Und wie steht es um die vorhandenen Ressourcen, sind die gerecht verteilt und überhaupt in ausreichendem Maße verfügbar? Da wird es bei einer Masseneinwanderung vornehmlich junger Männer, die das natürliche zahlenmäßige Geschlechterverhältnis von Männern zu Frauen in jungen Jahrgängen von 105:100 auf 120:100 und örtlich noch weit darüber hinaus und demächst womöglich noch extremer kippen lässt, mehr als problematisch. Rivalität und Konkurrenz um die Ressource Frau, zunehmende Aggressivität, Kriminalität und Gewalt sind vorprogrammiert. Hier zunächst die Entstehung naturfremder Ungleichgewichte zuzulassen oder gar herbeizuführen und nicht steuernd einzugreifen, um natürliche Verhältnisse wieder herzustellen, stellt in meinen Augen einen schwer wiegenden Anschlag auf den innergesellschaftlichen Frieden und das Bürgerwohl dar. Neben dem Bedürfnis nach Nahrung und Wohnung gehört das Bedürfnis nach Liebe & Sexualität zu den elementaren Grundbedürfnissen der Menschen. Ebenso ist die konzertierte, politisch oder medial instrumentierte Manipulation des 'Distanz- Instinktes' eine schwerwiegende Störung der Psychohygiene. 'Die Anthropologin Barbara Miller hat überzeugend argumentiert, dass ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis ein "öffentliches Gut" ist und deshalb Staatsschutz verdient.' (Huffington Post)
Die Konflikte verschärfen sich, wenn in der einen Kultur Frauen und Mädchen als autonome Persönlichkeiten mit voller Entscheidungskompetenz betrachtet werden, während sie in der anderen Kultur als weitgehend und in entscheidenden Fragen unmündiges Besitztum gelten, wenn also die Mädchen der einen Kultur gewissermaßen für alle verfügbar, die der anderen Kultur jedoch zunächst gar nicht und später ausschließlich den 'eigenen' Männern vorbehalten sind.
Neben Status, Rollenverteilung und Rollenerwartung an die jeweiligen Geschlechter in den verschiedenen Kulturen sind natürlich auch die beruflichen und sozialen Perspektiven der Angehörigen der jeweiligen Milieus von Bedeutung. Auch hier gilt es gesellschaftlich, kulturell, historisch und milieu- bedingt etliches zu beachten. Je unausgewogener und ungleichgewichtiger die Verhältnisse dabei sind, desto schwieriger und konfliktträchtiger wird es. Ständiger Verzicht der einen zugunsten der anderen führt zu wachsender Anspannung. Gruppenbezogene Vorteile in einem Bereich dürften dabei in der Regel keineswegs gruppenbezogene Nachteile im anderen Bereich egalisieren können.
Im Zweifel führen diese von vorneherein ungünstigen Voraussetzungen dazu, dass aufgrund fortdauernder Auseinandersetzungen der oben angesprochene natürliche Gegenspieler der Fremdenfurcht, nämlich die Neugier, sich auf ein Minimum beschränkt. Statt dessen sind gegenseitige Fremdenangst, Fremdenhass bis hin zum Rassismus und Ghettobildung die Folge, wie wir dies seit Jahren und Jahrzehnten in vielen westeuropäischen Städten und auf der ganzen Welt in Gesellschaften beobachten können, in denen unterschiedliche Kulturen in einem Staatsgebilde zusammen leben. Man behilft sich schließlich damit, dass man sich voneinander separiert. Der kulturelle Austausch kommt zum Erliegen. Umso blutiger fallen dann die Progrome und Bürgerkriege aus, wenn Not, Ehrgeiz oder Intrigen die Menschen gegeneinander aufwiegeln.
So kann es also durchaus sein, dass der womöglich gut gemeinte Versuch einer Befriedung der kriegslüsternen Menschheit durch das unausgegorene Experiment einer zwangsweisen, unsymmetrischen und die Menschen überfordernden kulturellen und ethnischem Verschmelzung letzlich in Bürgerkrieg mündet, während auf der anderen Seite natürlich auch die zwanghaft betriebene Reinerhaltung von Blut und Ethnie zu nationalen Kriegen führt.
Und wie verhält es sich last but noch least mit dem Vertrauen, das man Problemfällen, etwa unter extremen Bedingungen sozialisierten, entwurzelten, oftmals von schlimmen Erlebnissen und Schicksalen 'traumatisierten' Menschen entgegen bringen möchte? Heimatlos, kulturfremd, im Zuge sich auflösender familiärer und staatlicher Strukturen gar nicht oder kaum, archaisch oder gar brachial sozialisiert? Wie verhält es sich mit einem jungen Mann, fremd, einsam, mit geringen sozialen Perspektiven und schlechter Prognose, wie sie sich nun zu Hunderttausenden im Land befinden? Männer, die vielfach Hass und Gewalt erlebt und die Erfahrung gemacht haben, dass im Zweifel der Stärkere und Rücksichtslosere gewinnt? Männer voller Sehnsucht und Energie, die immer frustrierter werden, in denen sich allmählich Wut aufstaut, die sich dann zum Hass verfestigt?
Ich denke, an all diesen Ausführungen wird deutlich, wie wichtig das Zusammenspiel von Neugier und Fremdenfurcht ist. Wie immer liegt das Mass der Dinge in der goldenen Mitte, während die Extreme auf der einen die Pest und auf der anderen Seite die Cholera bereithalten.
All diese Überlegungen machen in meinem Verständnis schlicht & einfach Sinn, und da ich die Schöpfung insgesamt als im Prinzip sinnvoll und weise eingerichtet erlebe, viel sinnvoller und weiser jedenfalls, als es nach aller Erfahrung menschlicher Geist je vermochte, halte ich es schon mal für naheliegend, dass die entsprechenden Potentiale hierfür bereits in der Natur vorbereitet sind. Beobachtungen von tierischem Verhalten, wie sie Konrad Lorenz anstellte, sowie später auch die Erforschung von menschlichem Verhalten, die seine Schüler in Angriff nahmen, scheinen dies m.E. zu bestätigen, auch wenn man sicherlich nicht jede dieser Aussagen ohne Wenn und Aber unterschreiben muss. Denn Fehler sind menschlich. Perfekt sind allenfalls die Götter und selbst da mehren sich in letzter Zeit die Zweifel ... ;)
Links:
Leschs Kosmos: Die Konfrontation mit dem Fremden
Leschs Kosmos: Die heimliche Invasion
ifl
2016-05-30, 20:48:52
Fremdenfurcht "ist in der Evolution selektiert worden, um die Vermischung zu verhindern. Die Fremdenscheu des Kleinkindes sichert die Bindung an die Mutter. Später hat der Mensch das familiale Ethos zum Kleingruppenethos gemacht. Mit der Entwicklung von Großgruppen erfolgte eine weitere Abgrenzung. Die ist unter anderem an Symbole gebunden, die Gemeinsamkeit ausdrücken sollen. Beim Absingen von Hymnen überläuft viele ein Schauer der Ergriffenheit, was auf die Kontraktion der Haaraufrichter zurückzuführen ist. Es sprechen da kollektive Verteidigungsreaktionen an; wir sträuben einen Pelz, den wir nicht mehr haben."
Der olle Irenäus Eibl-Eibesfeldt
Themen in anderen Blogs:
(Auf die Auswahl der Beiträge habe ich keinen Einfluss)
Last edit: 2016-06-18 | 16:01
2017-02-27
Schöne Frauen, Samba & Proteste zum Karneval 2017 in Rio
Karneval in Brasilien: Samba und Proteste 2017-02-27 [26], DLF (externer Link) Bei den Protesten geht es insbesondere um die Landnahme großer Agrarkonzerne, die den Regenwald roden und indigene Völker vertreiben.
Gastbeitrag
2017-02-14
Für diejenigen, die politisch nicht auf meiner Linie sind, hier die Erklärung, wie ich zu meiner Position gelangt bin. Ist eine lange Erklärung, also nur für die, die es wirklich interessiert ...
2017-01-23 [20]
Video der Antrittsrede - Trumps Anhänger und seine Gegner - Wird Deutschland der neue Leader des ‘multilateralen Westens’?
Hervorgehobener Beitrag
2016-08-06
Nach den Verbrechen und Anschlägen von Würzburg (Axtmassaker), München (Amoklauf), Reutlingen (Machetenattacke) und Ansbach (Nagelbombenanschlag) im Juli 2016 mit 11 Todesopfern und Dutzenden von Verletzten sind Terror und Gewalt im Kontext der Immigration endgültig im Bewusstsein der Bürger angekommen.
Hervorgehobener Beitrag
2016-04-24
In diesen Tagen ist aus gegebenem Anlass die 'Fremdenfurcht', zumal die Frage, ob sie angeboren, also in den Genen verankert ist oder nicht, ein heftig und kontrovers diskutiertes Thema. ... Fremdenfurcht und Neugier stellen in Wirklichkeit eine Einheit dar, quasi einen einzigen Instinkt, eine Art 'Distanzinstinkt'.
Nach Sylvain Timsit und / oder Noam Chomsky
Armutsquote in Deutschland erreicht neuen Höchststand. Löhne der unteren 40 Prozent der Beschäftigten real geringer als vor 20 Jahren.
Die BuReg war Mitte Sep 2015 entschlossen, die Grenzen zu Österreich wegen des Ansturmes von Migranten zu schließen. Doch dann bekam die Kanzlerin kalte Füße.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert aus einem Papier der Bundesregierung für ein Treffen von EU- Botschaftern am zweiten März- WE 2017 in Brüssel: ‘In Deutschland kommen täglich 500 irreguläre Migranten an.’
Die erste Generation der Einwanderer aus der Türkei kam seit 1961 aufgrund eines Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei nach Westdeutschland.
Dritte Welt zwischen Unmündigkeit, Ausbeutung und Entwicklungshilfe
"Eng verknüpft mit dem Begriff Manipulation ist der Begriff Macht. Wer machen kann, dass andere etwas machen, der hat Macht. Wer mit Medien und Medienschaffenden zu tun hat, der sollte die Besonderheiten journalistischer Produktion und Mechanismen möglicher Manipulation unbedingt kennen."
Bassam Tibi, deutsch- syrischer Politikwissenschaftler, zu Fragen von Migration und Integration:
"Integration erfolgt immer in etwas, das heisst in ein Gemeinwesen mit kultureller Identität. Wenn Deutschland seine Identität verleugnet, ist die Folge klar: eine Unfähigkeit zur Integration."
Zur trügerischen Vision menschlicher Vollkommenheit - Essay
Neuregistrierungen von Zuwanderern aus Nicht- EU- Ländern gab es in 2016 etwa 300.000.
Der Terror- Anschlag von Berlin: Was wir daraus lernen – und manche unserer Politiker nie.
Keine Trauerfeier für die Terror- Opfer von Berlin
Trump über Merkel
"... one crucial dimension of this [migration] crisis has gone little - noticed: [...] sex ratios. [...] As anthropologist Barbara Miller has persuasively argued, a normal sex ratio is a 'public good' and therefore deserves state protection. For Sweden — or any other European country — to wind up with the worst young adult sex ratios in the world would be a tragedy for European men and women alike."
2017-01-13 [1/11/16], Pol
Europa hat ein Männerproblem
[2016-01-15], Huff
Asyl und humanitäre Hilfe für Kriegsflüchtlinge oder Neuansiedlungspolitik und Bestandserhaltungsmigration ?