2015-07-12
Die Zeit schreibt es, Spiegel Online schreibt es und etliche andere schreiben es ab - oder schreiben es zumindest auch: Die Zeiten werden härter. Auch für uns in Deutschland. Finanz- Banken- und Staatsschuldenkrise einer Lösung ferner denn je, wirtschaftliche Not und soziales Elend, Korruption und Lobbyismus allerorten auf dem Vormarsch. Kriege, Bürgerkriege, Bandenterror fast überall auf der Welt, in Nahost und Afrika, im Vorderen Orient, in Mittelamerika und Teilen Südamerikas und Asiens und inzwischen auch wieder in Europa. Die Folge sind Flüchtlingsströme in der Dimension von Völkerwanderungen. Kriegsgeschrei und der Ruf nach Aufrüstung hallt durch die Welt, zunehmende soziale Unruhen sogar in den angeblichen Wohlstandsgesellschaften der USA und Europas. Menschen sind verzweifelt und bekämpfen sich erbittert, fallen übereinander her und schlachten einander ab für ein Stück Brot, ein Stück Land, eine Frau, im Namen Gottes oder im Namen der Ehre. Ja, es stimmt wohl: Die Zeiten werden ungemütlicher. Aber warum eigentlich?
Bleibt man bei der Betrachtung all dieser Phänomene der Froschperspektive verhaftet, so wird man sich rasch in einer Fülle von Einzelursachen und Widersprüchen verlieren. Von der übergeordneten Warte einer überparteilichen Weltvernunft aus betrachtet hingegen lässt sich rasch feststellen, dass all diese Konflikte und Krisen völlig überflüssig sind. Wissen, Technologie und Ressourcen sind in ausreichendem Maße vorhanden, um allen Menschen auf der Welt eine auskömmliche Existenz zu gewährleisten und ihnen die Befriedigung ihrer grundlegenden Bedürfnisse und sogar noch einiges darüber hinaus zu ermöglichen. Lediglich, was das Bevölkerungswachstum und die sich daraus ergebenden Weiterungen wie Klima- und Umweltschutz anbelangt, ist so allmählich tatsächlich das Ende der Fahnenstange erreicht und Gefahr im Verzuge. Was die übrigen grundsätzlichen Probleme anbelangt, so beruhen sie einzig und allein auf der Unfähigkeit oder dem Unwillen der Menschen und insbesondere ihrer Eliten, Maß zu halten und die rechte Balance zu wahren, für einen fairen Interessenausgleich zu sorgen im Spannungsfeld der grundlegenden menschlichen Antriebe, welche ebenso das Handeln des Einzelnen wie der Gesellschaft bestimmen, nämlich der Antipoden Angst und Gier, Egoismus und Altruismus, Besitzen und Teilen, des Bedürfnisses nach Abgrenzung und desjenigen nach Nähe.
Das Problem ist: Es scheint niemanden zu geben, der in der Lage wäre, diese überparteiliche Warte der Weltvernunft einzunehmen. Überlegungen und Versuche hierzu hingegen gibt es sehr wohl. Nach dem um das Jahr 1990 herum erfolgten Zusammenbruch der im Wesentlichen bipolaren Weltordnung mit dem Westblock auf der einen und dem Ostblock auf der anderen Seite (die übrige Welt war Einflusssphäre dieser beiden Machtblöcke) konkurrieren die Idee einer unipolaren Weltordnung unter der Führung (der Eliten) der einzig verbliebenen Supermacht USA sowie die Idee einer multipolaren Weltordnung unter dem Dach der Vereinten Nationen miteinander. Erstere Idee wurde vom amerikanischen Präsidenten George Bush sen. 1991 formuliert und wird seither in der westlichen Hemisphäre und darüber hinaus bis weit hinein in die Sphäre der neutralen und blockfreien Welt umgesetzt, letztere entstammt Überlegungen, die man nach dem ersten Weltkrieg anstellte und die in der Gründung des Völkerbundes mündeten sowie aus der Neubewertung dieser Idee nach dem Ende des 2. Weltkrieges, als man ein Upgrade des Völkerbundes in Gestalt der Vereinten Nationen installierte. Im Kalten Krieg des Ost-West- Konfliktes und in den Wirren nach dem Ende dieses Konfliktes trat die Idee vorübergehend in den Hintergrund und konstituiert sich derzeit neu im Umfeld des Zusammenschlusses der BRICS- Staaten (Russland, China, Indien, Brasilien, Südafrika) sowie der AIIB (Asien- Entwicklungsbank).
Jedem vernünftigen und unvoreingenommenen Beobachter dürfte klar sein, dass eine multipolare NWO den Menschen, Völkern und Staaten mehr und bessere Möglichkeiten der Einflussnahme, der Mitsprache, der Interessenwahrung und des Interessenausgleichs bieten kann als eine unipolare NWO unter Führung der Eliten nur einer einzigen Supermacht. Diese Vermutung bestätigt sich rasch, wenn man darüber hinaus einmal auf die Entwicklung der Welt in den vergangenen 25 Jahren blickt, in denen die Durchsetzung der unipolaren NWO unter Führung der USA betrieben wurde: Der Zusammenbruch der Finanzmärkte und die Zunahme des Elends und der Kriege überall auf der Welt. Die bezeichnenderweise nicht von Staaten oder Völkern, sondern von Finanz- und Konzerninteressen motivierte und bewirkte Globalisierung auf der ideologischen Grundlage einer neoliberalen Gesellschafts- Finanz- und Wirtschaftsordnung und flankiert von willkürlichen Militäraktionen, verwandelt die Welt ganz offenkundig statt in ein Paradies mehr und mehr in ein Schlachthaus und muss damit schlicht als gescheitert angesehen werden. Jedenfalls, wenn man sie als den Versuch begreift, eine gerechte und humanistischen Werten verpflichtete Ordnung des Zusammenlebens von Menschen und Völkern zu verwirklichen.
Und damit kommen wir zurück auf das Eingangsstatement dieser Betrachtung: Die Zeiten werden härter. Was an dieser Aussage fehlt, ist die Benennung einer Ursache hierfür. Der Grund liegt in dem verzweifelten Versuch einer weltumspannenden Finanzelite, die sich der Hülle einer wirtschaftlich heruntergekommenen und moralisch bankrotten Supermacht bedient, um mit allen Mitteln an der Macht zu bleiben und zu diesem Zwecke ihren Einfluss auf die ganze Welt auszudehnen und zu zementieren. Deswegen steht die halbe Welt in Flammen. Die Finanzkrise als Ergebnis des Kontrollverlustes über die Gier aufgrund der Deregulierung der Finanzmärkte, der Islamismus als Gegenbewegung zum US- amerikanischen Neokolonialismus in der arabischen Welt, der Ukraine- Konflikt als Ausdruck des Strebens nach weltweiter Dominanz, das Elend und die Kriege in der 3. Welt als Folge der rücksichtslosen Plünderung jeglicher materieller und immaterieller Ressourcen, das Versagen der Leitmedien aufgrund ihrer Verquickung mit den Eliten und der Unterwanderung durch Einflussagenten. Die Liste der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen.
Nun droht gar dem gesamten Erdball der Supergau angesichts der letzten verbliebenen, überragenden Fähigkeit dieser Supermacht, nämlich der militärischen. Die Alternative zum Supergau ist aber auch nicht gerade verlockend: Abwarten, bis sich der neoliberale Weltenbrand weiterfrisst und auch den letzten Winkel der Erde zerstört. Das einzige, was wir tun können, ist, die Verantwortlichen von der Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit ihres Handelns zu überzeugen und zu versuchen, sie davon abzuhalten, zum Äußersten zu greifen.
Artikel auch publiziert bei Neopresse
neuland
2015-07-13, 09:44:15
250.000 Tote durch einen Tsunami - diese Zahl entspricht etwa der Anzahl der Menschen, die im Durchschnitt welweit pro Tag sterben. Jährlich sind es etwa 100 Mio. Da fallen 250.000 Opfer an einem Tag rein statistisch gesehen kaum ins Gewicht...
Habnix
2015-07-13, 07:47:33
"Lediglich, was das Bevölkerungswachstum und die sich daraus ergebenden Weiterungen wie Klima- und Umweltschutz anbelangt, ist so allmählich tatsächlich das Ende der Fahnenstange erreicht und Gefahr im Verzuge." Halt ! Stop!
Traue nie einer Statistik die du nicht selbst gefälscht hast. Bei so viel Kriegen in der letzten Zeit und sonstiges, kann es niemals eine Überbevölkerung zur Zeit geben. Alein 2004 sind eine 1/4 Millionen Menschen, 250.000 Menschen durch einen Tsunami umgekommen, mangels Wissen. Der Kontrollverlust ist die über sich selbst verlorene Kontrolle der Elite, durch ihre Gier.
rote_pille
2015-07-13, 02:38:08
Die Dinge sind nicht immer so wie sie zu sein scheinen. Man muss näher hinsehen, wenn man nicht auf Illusionen hereinfallen will.
neuland
2015-07-12, 22:40:16
In diesem Artikel geht es nicht um irgendwelche Details, sondern darum, das Prinzip zu verstehen, welches den derzeitigen Geschehnissen auf der Welt zugrunde liegt. Das geht nun mal im Rahmen eines derartigen Beitrages nur grob und holzschnittartig.
rote_pille
2015-07-12, 20:46:41
Ich lese nur leere linke Parolen, mit denen man die Zusammenhänge nicht durchschauen kann und mit denen die wahren Pläne der Finanzeliten überhaupt nicht annährend begriffen wurden. Schlaft weiter.
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